Das Hundi ist jetzt ein Jährchen alt und massig gewachsen. Und so schön "sitz" macht er nur wenn die wilden Kerle am Guezli backen sind. Es könnte ja mal was für ihn abfallen ;-)

Ich war der Horror von jedem der diese Zeit hasst.

Ich brachte den befreundeten Grafiker und Antiweihnachtsfan dazu an heilig Abend seine Eltern zu besuchen. Auf gut Deutsch, ich redete ihm so ein schlechtes Gewissen ein, dass er gar nicht mehr anders konnte.

Ich schmückte Wohnungen und Balkone schon weit vor dem ersten Advent.

Ich liebte es zu basteln, backen, selber machen und überhaupt.

Und jetzt? Jetzt sitze ich hier und warte. Warte auf dieses verdammte Feeling. Dieses Weihnachtsfeeling. Dieses fill me up with love Feeling. Doch da ist nichts.

Natürlich, ich schmücke die Wohnung weiterhin weit vor dem ersten Advent.

Ich bastle, backe und mache selber wie bisher.

Aber...dieses Feeling ist noch nicht da.

Liegt es daran, dass ich momentan gestresst bin? Wenig schlafe? Zuviel mache? Liegt es daran, dass kein Schnee liegt? WAS IST ES???

Es ist so. Ich war immer ein Weihnachtsfan. Weil ich es liebe. Weil ich die schönsten Weihnachten überhaupt seit Kindesbeinen an hatte. Immer. Dann kamen die wilden Kerle und man konnte es so richtig heavy zelebrieren. Wir zogen Kerzen da waren die Jungs gerade mal zweieinhalb. Wir bastelten da waren sie im gleichen Alter. Ich fühle mich im Moment ein wenig wie Scrooge. Und ich frage mich, wo bleibt sie? Die Stimmung? Ist sie im Konsumwirrwar dieser Stadt verloren gegangen? Oder nehme ich mir die Zeit nicht? Oder ist sie längst da? Ist sie da? Schon längst? Wahrscheinlich. Den ansonsten würde ich die Dinge welche ich momentan mit den wilden Kerle tue nicht machen. Gosh, ich bin müde, müde, müde. Ich wünschte ich könnte einen Winterschlaf machen. Hier und jetzt.

Der Adventskranz der Familie Vintage. Selfmade und in natura noch schöner, weil mehr glitzer.

Der Gatte fand er bräuchte mal wieder ne Auszeit. Diese kriegte er, dank einer Nierenkollik auch prompt. Und nun hockt er im Spital, in einem Zimmer mit dahinsiechenden Männern und langweilt sich zu Tode. Ich brachte ihm FOCUS und GEO zu lesen. Als ich seine Zimmergenossen sah wusste ich, denen hätte die neuste Ausgabe des PLAYBOY sehr gut getan. Da wär mal wieder ein wenig Leben in der Bude gewesen. Da hab ich jetzt halt voll versagt.

Nein, der Gatte wird das ganze überleben. Surely. Mit viel Glück kommt er heute wieder aus dem Spital raus. Obwohl, ich fands dort echt lustig. Auf dem Tisch in der Cafeteria war ein kleiner Tischsteller auf welchem die "Engelausstellung" angekündigt wurde. Wunderbar. Da siecht man dahin, liegt in den letzten Zügen und kann sich noch ein wenig Engelein anschauen. Zielgruppe voll getroffen sag ich da nur. Ich mag übrigens keine Spitäler, bin eine grauenhaft nervige Patientin und Gott sei Dank Halbprivat versichert. Und genau benehm ich mich dann auch.

Der Mann stand am Zaun des Kindergartens. Er sah hinein. Und er passte so gar nicht in diese Gegend. Vollbart und ein Outfit als würde er Snowboarden gehen. Er sprach das Kind auf dem Pausenplatz an. "Du hast aber hier einen tollen Kindergarten". Genau dieser Satz war es, der mich dazu veranlasste mich umzudrehen. Ich stand etwas weiter vom Geschehen weg. Mit dem Hundi. Das Kind spielte weiter und er sah weiterhin in den Kindergarten. Wohnt dieser Mann hier? Ist er neu zugezogen und sieht sich ein wenig um? So wie man es halt macht in einer neuen Siedlung? Aber wieso ist er dann angezogen wie ein Snowboarder. Es liegt kein Schnee. Es ist nicht sonderlich kalt. Das Hundi sah hoch. Er wich ein wenig zurück als er an mir vorbei ging. Kein Guten Tag, kein gar nichts. Er lief weiter Richtung Fussballplatz. Ich blieb stehen. Und da kam eine andere Mutter zu mir.
"Hast du den gesehen? Der war so komisch. Deshalb kam ich runter. Der sah sich überall um. Auch in die Krippe und den Hort hat er reingesehen. Und ich habe da kein gutes Gefühl." Mir ging es ähnlich und wir riefen die Kindergärtnerin zu uns. Sie meinte sie danke für die Info und würde das Thema mit den Kindern nachher, nach der Pause besprechen.

Das Hundi und ich gingen nach Hause, doch das Gefühl, dass was nicht stimmt blieb. Und dann, einfach so, rief ich die Polizei an. Ich erzählte ihm am Telefon was ich gesehen hatte und wie der Mann aussah. Sie würden dieser Sache nachgehen meinte er.

Als ich auflegte fragte ich mich, wieviel es braucht um als Verdächtig zu gelten. Im Moment, in diesem Quartier, braucht es sehr wenig. Letzte Woche wurde eine achtjährige Schülerin im Schulhaus von einem Mann im Schulhaus belästigt. Sie konnte sich in die Toilletten retten. Seither sind die Schultüren geschlossen und die Kinder gehen nicht mehr alleine aufs Klo. Im Frühling wurde der Junge einer Freundin von einem Mann angesprochen und dieser Mann machte einfach so Fotos von ihm.

Ich glaube, es ist besser, wenn man einen Verdacht zuviel hat. Und diesen auch meldet. Vielleicht verdächtigt man jemanden zu unrecht, aber vielleicht verhindert man auch etwas das geschehen könnte. Die Welt ist ein böser Ort. Und wer wenn nicht wir haben die Möglichkeit Kinder vor Schlimmem zu bewahren? Wenn ich jemanden zu unrecht verdächtigt haben sollte tut mir dies leid. Doch noch mehr würde es mir leid tun, wenn etwas passieren würde und ich nicht gemeldet hätte, was ich sah.