20
Okt
2006

Vertrauen, Liebe, Verrat

Für mich waren sie das perfekte Paar. Ich kannte sie nur flüchtig, doch wenn man sie sah wusste man gleich, dass sie zusammen gehörten. Sie kannten sich ewig und waren längst verheiratet. Hätte ich wetten müssen, hätte ich gesagt, sie werden wohl auf ewig zusammen bleiben. Bis ich eines Tages seinen Blick sah und wusste, irgendwie ist er nicht das, was er zu sein scheint.

Gestern nun erzählte mir eine gute Freundin welche den beiden sehr nahe steht, dass sich eben dieses Paar scheiden liesse. Ich war überrascht. Ehrlich überrascht. Und dann hörte ich die Geschichte. Das er seit mehr als zwei Jahren etwas mit einer anderen Frau laufen hätte. Eine die bildschön sei und er beteuere Bettmässig sei da aber nichts. ;-) Natürlich nicht dachte ich. Alles sei nun anders. Alles sei so schwer auch für sie, meine Freundin, hätte sich alles geändert. Sie hätten alle nichts gemerkt von seiner Eskapade und sie hätten nie damit gerechnet.

Ich sass da und hörte und fragte mich, kann man dem Menschen den man liebt zu 100% vertrauen? Oder sollte man sich ein Rest Misstrauen für die trostlosen Tage aufheben. Doch was wäre das für ein Leben, wenn im Hinterklopf der kleine Mann immer an die Schädeldecke pocht und leise flüstert "Pass auf! Da kommt die Lüge". Es wäre nicht zum aushalten. Wir verlieben uns und meistens setzt da der Verstand komplett aus. Wenigstens für die ersten drei Wochen. Wir essen nichts, kommen mit wenig Schlaf aus und sind davon überzeugt das genau er/sie der/die Richtige ist. Wir schweben ein wenig und irgendwann kommen wir zurück auf den Boden und dann fängt es an. Das Misstraun. Ist er/sie wirklich so toll? Verliebt ist niemand ewig, daran kann niemand etwas ändern. Aber irgendwann kommt der Zeitpunkt wo aus dem verliebt sein die Liebe wird. Sie ist gross und fühlt sich nicht so an wie diese Schmetterlinge im Bauch. Meist ist die Liebe unbemerkt. Sie schleicht sich so ein in den Alltag. Die Liebe ist dann da, wenn man zusammen Dinge erlebt. Gute, schlechte und es sind meistens die ganz schlechten die einem irgendwie zusammen schweisen. Sofern die Liebe stark genug ist und der Mensch der sie in sich trägt sie hütet wie einen Grahl.

Das Vertrauen ist der Weggefährte der Liebe. Ohne einander können sie nicht lange überleben. Ist man ständig misstrauisch, hinterfragt jedes Wort des anderen und fürchtet sich immer davor betrogen zu werden, dann hat man es nicht kapiert was Liebe wirklich ist. Vertrauen können hat immer etwas mit Selbstvertrauen zu tun. Zu wissen wer man ist, was man kann und dass man, wenn alles in die Binsen geht, auch ohne den anderen weiter existieren kann. Es hat nichts mit Abhängigkeit zu tun oder sich ausliefern. Es hat mit in sich ruhn zu tun.

Die Liebe lässt sich nicht berechnen. Sie kommt oder sie geht. Meist bleibt sie für länger. Sollte sie eines Tages zur Tür hinaus gehen ist jedoch eines gewiss. Sie kommt immer wieder. Den sie gehört zu uns wie die Luft die wir einatmen. Man muss sie nur mehr schätzen, weil sie leise ist, unauffällig und nicht immer ein Drama beinhaltet.

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SirParker - 20. Okt, 10:34

Ein sehr schöner Text! Und wahr. Optimal ist es, wenn sich nach langer Zeit der Liebe dann wieder die Momente des verliebt seins einschleichen. Wenn man neben dem Partner liegt und ihn/sie im Schlaf beobachtet und denkt "Hey, eigentlich hab ich das absolute Glückslos gezogen".

Taylors Vintage - 20. Okt, 11:08

es sind meist die unwesentlichen Dinge die wesentlich sind. Man muss es eben nur merken.
brittbee - 20. Okt, 11:57

100 % Vertrauen? Wie schwer. Ich traue nicht mal mir selbst 100 %. Vielleicht ist es auch gut, einen Funken, nennen wir`s Realismus, zu behalten. Natürlich lügt man auch mal, aber aus vielerlei Motiven. Selbstschutz, Angst, Verlegenheit.

Aber wenn die Lüge das Deckmäntelchen für eine große Schweinerei ist, finde ich sie natürlich auch inakzeptabel.

Igelborste - 25. Okt, 11:47

Was ich sagen soll?

Tja, ich gehe selber schon lange Zeit mit einem Mann, der mich einfach verrückt gemacht hat. Und unsere Beziehungen sehen wie die Wellen aus. Manchmal wie auf dem Höhepunkt und manchmal sind sie schon ganz runter gegangen. Und letzte Monate probierten wir zusammen zu wohnen. Und was jetzt? Er macht tausend faulen Ausreden und Anlässe um zu mir nicht zu kommen. Was ist das? Und ich weiß ganz genau und er selber mir es schon gesagt hat, daß wir uns ziehen an.
„Ohne dich kann ich nicht sein und mit dir auch nicht.“ Stimmt das? Ich kann nicht ihn frei lassen und er mich auch nicht. Und zusammen sein können wir auch nicht.
Was ich nur machen soll?

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