9
Apr
2008

Das Leben das ich nie haben wollte oder am heimischen Gartenzaun ists doch am schönsten

Mein Leben hat sich zu dem Leben entwickelt, dass ich nie wollte. Niemals wollte ich heiraten, ich wollte unabhängig sein. Niemals wollte ich Kinder, den eigentlich mochte ich Kinder nie und um unabhängig zu sein darf man keine Kinder haben. Niemals wollte ich einen Hund, den Hunde haaren, sie sabbern und eigentlich stehen sie immer im Weg rum. Erst recht wollte ich niemals, absolut niemals ein Haus in einer Siedlung voller andere Häuser und anderer Familien. Spiessertum hoch drei sag ich da nur. Der Inbegriff des Spiessers wohnt in einem Haus, hat eine Frau (oder einen Mann), ein Haustier (vorzugsweise Katze oder Hund), minimum zwei Kinder, einen Kombi (ok, wir fahren Mercedes, das ist ein anderer Kombi) in der Garage und lebt sein spiesser Leben in trauter Eintracht. Man trifft die Nachbarn zum Barbeceau oder ist sonst irgendwie zu heiss gebadet. Mir kommt bei diesem Szenario immer das Video von "Black hole sun" von Soundgarden in den Sinn. Automatisch. Genau diese Bilder. Man möchte Schreien wenn man so lebt.

Mein Leben, so dachte ich, sieht ganz anders aus. Erfolgreich würde ich sein im Job. Einige Jahre im Ausland in einer bekannten Agentur arbeiten. Vorzugsweise in London oder New York. Ein wenig Karriere, ein wenig Geld auf dem Konto, ein schickes Appartment und Freunde mit denen man sich in schicken Restaurants zum kultivierten Essen und Tratschen trifft. Genauso sah ich mein Leben.

Doch seien wir ehrlich. Wer lebt schon gern mondän. Und wenn ich ehrlich bin, bin ich eine Spiesserin. Im Ausland zu Leben entfacht in mir ein wenig die Angst. In einem fremden Land, fernab der Schweiz? Gibt es Leben neben der Schweiz? Sicher gibt es dies, doch will ich es kennen lernen? Nein: Zuviel bin ich gereist, zuviel hab ich gesehn und immer musste ich das gleiche sagen wie Dorothy: There's no place like home. Jawohl. Und das ist nunmal die Schweiz.

Nunden, mein Lebensplan änderte sich ein wenig: Kinder, Mann, Hund und Haus. Alles da. Und das fanszinierende an der ganzen Sache ist: Es gefällt mir. Sehr sogar. Ich möchte mein Spiesserleben nicht tauschen. Auf gar keinen Fall. Es gibt mir jenes Gefühl welches ich vermisste. Lange Zeit und immer wieder.

Das schlimme am Spiessertum ist nicht das Spiesser sein habe ich gemerkt. Dazu stehe ich und ich liebe es. Das schlimme am Spiessertum sind jene Leute, die es leben und insgeheim hoffen, dass sie eines Tages ein anderes Leben kriegen. Oder das Playboy Bunny von Seite 43 irgendwann halt doch die Frau fürs Leben sein wird und die Alte die einem da am Tisch gegenüber sitzt eigentlich nur die Notlösung ist bis der Tag X da ist. Diese Menschen finde ich zum kotzen.

P.S. um ein wenig weniger Spiesser zu sein gibt es ja noch Vitra oder Luceplan oder die R Klasse. Oder sind jene Menschen die diese Dinge mögen die schlimmsten aller Spiesser?? ;-)

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