10
Nov
2006

Ich, das miese Mädchen.

Wer alles hat, den küsst das Glück. Doch so einfach ist das nicht. Manchmal, wenn das Leben einem jeden Wunsch erfüllt, fühlt man sich tief in seinem innern verloren. Die Seele weint und das Herz ist schwer. Es ist als würde man in einen dunklen See tauchen, dessen Grund unerreichbar scheint. Ertrinken in sich selbst. Ertrinken in dem was man fühlt, spürt und doch nicht ausdrücken kann.

Was fehlt dir? Nichts. Absolut rein gar nichts. Und dennoch ertrinke ich. In mir. An mir. Durch mich. Es ist als hätte mich die Freude verlassen. Rastlos bin ich. Ruhelos, gefangen in mir selbst. Ich renne, renne und egal wie schnell und wie weit, ich entkomme mir nicht. Ich möchte schreien, doch ich bleibe stumm. Ich habe alles. Alles was man sich wünschen kann. Ein Leben, dass so perfekt ist, ich habe ein Jahr hinter mir, in dem ich mehr erreicht habe, als je zuvor. Der Erfolg klopfte an meine Tür und ich liess ihn ein. Ich lebe so intensiv, dass es mir manchmal scheint, es zerreisst mein Herz. Ich traff Menschen und sie erfuhren nichts über mich, ich war ihnen niemals nah und suche dennoch ihre Nähe.

Und bei all meinem Glück, frage ich mich, was ist es, dass mir fehlt? Und wieso überkommt mich diese Traurigkeit. Ich möchte weg von mir und ich bin der einzige Mensch dem ich niemals entfliehen kann, sosehr ich es mir auch wünsche.

Ich sei ein verzogenes Kind, sagen die einen, eines, dass alles hätte und immer alles bekommen habe. Ist es dass? Wünsche ich mir etwas und kriege ich es nicht? Bin ich nichts weiter als ein egomaner Mensch welcher nur sein Narzismus pflegt? Dem die wahren Gefühle nichts bedeuten und deren einziges Ziel es ist, dass riesige Ego zu füttern, dass nach Nahrung schreit? Ist es das?Bin ich das?

Und ja, es stimmt, ich habe immer bekommen was ich wollte. Immer. Über kurz oder lang. Am meisten Spass hatte ich immer, wenn es um Menschen ging. Ihnen zu schmeicheln war so einfach. So simpel. Ich manipulierte sie, setzte die richtigen Worte ein und schob sie umher wie Schachfiguren. Ihre Gefühle waren mir egal, denn es ging nicht um sie, es ging immer nur um mich. Jedes Wort, jede Geste war genau geplant, ich überliess nichts dem Zufall. Weder die Wahl der Kleider noch den Blick den ich ihnen schenkte. Ich war eine einzige Fälschung. Eine einzige falsche Versprechung und am Ende, eine grosse Lüge. Ich nahm ihre Herzen und warf sie weg. Jedesmal. Keiner war mir ebenbürtig. Keiner war da, der mich stoppte oder auch nur in Erwägung zog an meinen Worten zu zweifeln. Ich wickelte sie um den Finger und am Ende liess sie fallen. Sie waren mir nicht wichtig. Keiner von ihnen. Sie waren nur so lange interessant für mich, wie sie nicht auf meine Spielchen eingingen. Hatte ich sie aber am Hacken, wurden sie für mich uninteressant. Sie alle waren nur meine Figuren, in meinem persönlichen Egospiel. Ich tat es, damit ich mich gut fühlte, damit ich dieses Gefühl hatte. Von Begehrt sein, von Macht, von Kontrolle. Niemals wurde ich kontrolliert, immer tat ich es. Sie langweilten mich, weil sie so einfach zu handhaben waren, so einfach zu manipulieren. Doch es war ein Spass, die Strategie in meinem Kopf an ihnen auszuprobieren und jedesmal ging meine Rechnung auf. Die Menschen welche ich traff waren für mich offene Bücher. Ich wusste mehr von ihnen, als sie ahnten und ich platzierte die Sätze genau dort wo es ihnen gut tat.
Ich war ihre Verbündete, ihre Seelenverwandte oder was auch immer sie suchten. "Ich habe noch nie einen Menschen getroffen, der die selben Abneigungen hegte wie ich" hörte ich jemanden mal zu mir sagen. Kunststück, ich wusste ja genau Bescheid über die likes und dislikes. Was war ich doch für ein
mieses böses Mädchen.

Bei den einen ging es einfacher, weil sie schlichtere Gemüter waren, bei anderen, dauerte es etwas länger, weil sie selbst starke Charakteren waren. Aber egal, am Ende kriegte ich immer das was ich wollte. Die Bestätigung.

Vielleicht muss ich deshalb manchmal durch diese Traurigkeit hindurch, weil ich im Grunde genommen ein kalter Mensch bin, der sein Ego an andern aufpoliert und dem diese Menschen nicht wirklich was bedeuten.

Oh nein, meine Freunde, es ist nicht nur das. Es ist viel mehr. Es wäre zu einfach, wenn es meine Kälte wäre die mich manchmal auffrisst. Aber es ist das Ego das weint. Nicht das Herz. Nicht die Seele. Es ist alleine das Ego. Gott, was bin ich doch für ein Arsch!

Stop! Ich muss mich korrigieren. Es gibt einige, eine handvoll Menschen, die mir das Wasser reichen können. Sie Urteilen nicht über mich. Und, sie lassen mich ziehen, immer wieder. Zu ihnen kann ich immer wieder heim kehren. Sie lassen mich auf meine innere Reise gehen, dorthin wo mich niemand erreichen kann. Wo ich nur für mich bin. In meinen dunklen Raum, in welchem ich dann für mich alleine bin. Diese Menschen liebe ich aus tiefstem Herzen.

So ist das. Und hätte ich es nicht aufschreiben können, würds mir jetzt noch beschissener gehn. Aber es geht mir besser. Ich konnte meine Gedanken fliegen lassen. Und es ist scheissegal ob man über mich Urteilt. Keiner kennt mich wirklich. Denn wie sollte man das auch? Ich bin Fräulein mal so mal so. Eine schöne Lüge mit Ablaufdatum. Aber hey, es ist immer ein Heidenspass. Und dem Ego tut's gut. Und bevors jemand schreibt; Yep, ich bin manchmal ein wirklich, wirklich böses Mädchen.

Merke!

Wer an einem Tag 8 Tassen Kaffee trinkt und die letzte gegen 20.00h nach hinten kippt, muss sich nicht wundern, wenn die Nacht nicht wirklich geruhsam wird, der Puls bis zum Halse schlägt und man morgens um fünf bereits wieder hellwach ist obwohl man eigentlich todmüde ist....jaja, ich lerne nie aus ;-)

Der Masterplan

Zur Jobübergabe, heute am späten Nachmittag, wird Frau Taylor mit den wilden Kerlen in der Werbeagentur erscheinen. Diese werden dann, brav, sittsam und gehorsam an der Reception warten. So die Theorie....mal schaun ob meine Rechnung aufgeht ;-)
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