7
Nov
2006

Seitensprung oder Zimmer frei?

Ein Seitensprung ist eine heikle Sache. Und eine sehr komplizierte dazu. Erstens, man muss es heimlich tun. Damit der Partner/die Partnerin nix merk. Zweitens, man braucht ein Händchen für Timing, muss ein perfekter Schauspieler sein und muss eine Zweitwohnung haben, damit man in Ruhe ein Stündchen Schäfern kann. Bis jetzt....

Denn wir hier, in Helvetien, haben dieses miese Verhalten zur Businessidee umfunktioniert. Mit Erfolg wohlgemerkt. Unter www.seitensprungzimmer.ch kann Mann oder Frau ein Zimmerlein buchen in welchem's dann zur Sache geht.

Nein, ich gehör nicht zur Klientel dieses Unternehmens, denn ich hätte Mühe. Erstens mit dem Lügen, den darin bin ich sowas von schlecht, zweitens mit dem Timing, darin bin ich noch schlechter und drittens, und dieser Punkt scheint mir nicht unwichtig. Würde es mich ekeln in solch einem Zimmer. Würde man es abdunkeln und einmal kräftig mit Luminol besprühen, würde man unter UV Licht lauter weisse Flecken, Tüpfchen und Spürchen sehen. Es wäre dann, ein Leuchtzimmer, übersäht mit Körperflüssigkeiten. Gut, normalerweise hat der Seitenspringer kein Fläschchen Luminol dabei und somit tummelt er sich dort wo es vor ihm hundert andere auch taten. igitt! Natürlich sind die Laken gewaschen, aber poppt der Seitenspringer nur im Bett? Tut er es evtl. auch auf dem Teppich? An der Wand? Auf dem Tisch? Wir wollen es gar nicht wissen.

Nein, ein Seitensprungzimmer wäre definitiv nix für mich. Und ja, ich habe ein Problem mit Körperflüssigkeiten. Ich mag keine Menschen die schwitzen. Ich finde es eklig und die Vorstellung wer alles vor mir in diesen Laken lag oder sich auf jenem Tischchen vergnügte würde in mir jeden Funken Lust ersticken.

Aber, was mach ich mir Gedanken. Ich habe keinen Lover und aus diesem Grund auch nicht diese Probleme ;-)

Der Kuss

Der Kuss gehört zu unserem Leben. Werden wir geboren, erhalten wir unseren ersten. Er kommt aus tiefstem Herzen und in ihm steckt all jene Liebe die wir erfahren dürfen. Es ist vielleicht der ehrlichste Kuss unseres Lebens.

Wir werden im Laufe unseres Lebens viele Küsse bekommen und wir werden viele verschenken. Seien es angedeutete Küsse, gehauchte, solche voller Leidenschaft oder jene die den Abschied behinhalten. Egal welchen Kuss wir erhalten, es ist immer ein Zeichen, dass mit uns jemand in Verbindung treten möchte.

Doch mit all diesen Ritualen und Formen hat der Kuss auch ein wenig an seiner Bedeutung verloren. Was gibt es intimeres als zu küssen? Oder geküsst zu werden? Es ist meist der Moment welcher entscheidet, ob der Küsser den Test besteht. Schlägt einem beim Küssen das Herz bis zum Halse und bleibt das Leben ein wenig stehn, wünscht man sich dieser Moment würde nie enden oder hofft man dass der Typ da seine Zunge wieder in seinen Mund nimmt? Er kann soviel entscheiden. Es kann eine Liebesgeschichte entstehen, oder die Begeisterung welche einem diesen Moment hersehnen liess, ändert blitzartig in die Tatsache, dass das hier nichts werden kann mit uns.

Neulich, als ich an der Tramhaltestelle stand und auf eines der letzten Vehikel dieser Nacht wartete, beobachtete ich einen Mann und eine Frau. Beide irgendwo in den dreissigern. Sie kamen über die Strasse in meine Richtung. Sie redeten und die Frau gestikulierte dabei während er ihr grinsend zuhörte. Sie verstanden sich gut, dennoch wirkten sie nicht wie ein Paar. Sie blieben in meiner Nähe stehen und er nahm sie kurz in den Arm und strich ihr schnell über den Rücken. Ihr war kalt. Beide warteten, wie ich, auf das Tram. Als es endlich näher kam, sah sie ihn an, lächelte und sagte ihm aufwiedersehen. Er sah sie an, nahm ihr Gesicht in seine Hände und gab ihr einen Kuss auf den Mund. Sie lächelte und stieg ins Tram. Er blieb stehen bis das Fahrzeug sich in Bewegung setzte und winkte ihr nochmal. Während ich ihnen so zusah fragte ich mich, in welchem Verhältnis die beiden zueinander standen.
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