22
Mai
2006

Roman

Manchmal bedarf es eines zweiten Blickes um das gezeigte zu sehen. Manchmal muss man zwischen den Zeilen lesen um zu verstehen was das gesagte bedeutet. So war er. Zwiedeutig, eindeutig. So wie ich. Ein flotter Spruch, ein freches grinsen, eine Andeutung und sobald es persönlich wurde, eine Verschlossenheit.

Kein Wort zuviel, keine Geste zuwenig. Immer auf Abstand und dennoch nah. Ein komm her und geh weg. Ein ewiges hin und ein ewiges her. So war er. So mochte ich ihn und so ist er mir bis heute im Gedächtnis geblieben.

Wir waren nicht Freunde, wir waren zwei Menschen die von der Art her gleich waren, die sich per Zufall trafen und sich dann ganz aus den Augen verloren.

"Du hast ne absolut tolle Austrahlung. Bild dir jetzt aber ja nix drauf ein." Das waren seine ersten Worte. Ich weiss noch wie er vor mir stand. Gel in den blonden strubel Haaren und ein freches grinsen im Gesicht. Ich wusste gleich, dass da jemand ist, der mir Paroli bieten konnte und sich traute sich verbal mit mir zu messen. Was ich nicht wusste, war, dass all die Dinge welche er mir an den Kopf warf Zeichen waren, dass er in mir jemand fand der ihm Nahe kam.

Er war wie ich. Nicht greif bar, gross in den Worten und wenn man genau hinsah erkannte man, dass da eine gewisse Schüchternheit war. Er war dreist. Er war manchmal verletzend und er verstand nicht, dass ich ihm nicht böse sein konnte. Denn was ich sah war ein Spiegelbild meiner selbst. Ich hörte ihm zu und vernahm meine Worte. Ich sah ihn an und sah mich in ihm, in seiner Art und seinem Auftreten. Und ich erkannte dass, das was ich sagte oft nicht verstanden wurde. Er verstand es. Doch ich ihn nicht.

Er arbeitete in einer Personalvermittlung in Zürich, es dauerte drei Wochen bis er mir überhaupt seinen vollen Namen nannte. Wir trafen uns immer wieder in Zürich. Dort in diesem Lokal wo ich und die Brünette oft waren. Und er sah mich immer. Auch wenn er so tat als wäre ich nicht da. Er verfolgte jeden meiner Schritte. Und dann, eines Abends, viel ich. Ich viel über die Vergangenheit und verlor den Boden. Ich traf jemanden der mir Angst machte, mich einst das Fürchten lehrte und er sah es.

Er kam, nahm meine Hand und sagte nichts. Er war da.Zum erstenmal in Stille. Ohne Witz. Ohne grobe Worte. "Du glaubst ich mag dich nicht, nicht wahr? Aber das Gegenteil ist der Fall. Du bist gefährlich für mich. Ich stoss dich weg weil du schon zu nah bist. Ich werde in die Staaten gehen für eine sehr sehr lange Zeit. Du bist zur falschen Zeit aufgetaucht. Es wär so perfekt, so gut und es ist sowas von die falsche Zeit. Ich wollte dich mit meinen Äusserungen nie verletzten. Ich wollte nur mein Herz vor dir schützen." Das war das letzte was ich von ihm hörte. Ich sah ihn danach niemals wieder.Er verschwand aus meinem Leben wie er es betreten hatte; mit einem lauten Krawum...

Ich hatte nichts geahnt. Ich hatte es nicht bemerkt. Dabei war es so klar. Es hätte so offensichtlich für mich sein sollen. Ich selbst war die Meisterin dieses Spiels. Seine ablehnende Haltung mir gegenüber, der ewige Sarkasmus, das ewige ich bin nett, ich bin es nicht. Alles nur eine grosse Fassade. Dahinter verbarg sich ein Herz das ein wenig schneller Schlug, wenn er mich sah. Ein Mensch dem ich Nah war ohne das ich es merkte. Er spielte das, was ich erfand. Und ich erkannte es nicht.

Erkenne was ich meine, den ich sage es dir doch. Erkenne was ich sage, hör mir zu. Auch wenn es nicht deutlich ausgesprochen wird, es ist so klar. Manchmal braucht es einen zweiten Blick um das gezeigte klar zu sehen und manchmal muss man zwischen den Zeilen lesen um das gesagte wirklich zu verstehen. Ich hatte keine Ahnung und er erwischte mich mit diesem Geständnis eiskalt.

Ich habe nie wieder etwas von ihm gehört. Und ich bin ihm nie wieder begegnet. Doch es gibt Tage da frage ich mich, wo er abgeblieben ist. Was er macht, ob er Kinder hat, verheiratet ist oder immer noch irgendwo in den Staaten lebt.

Wenn ihr Roman K. kennt, den blonden, der einst in einer Personalvermittlung mitten in Zürich arbeitete und dessen Mutter so gerne Teddybären mochte, dann sagt ihm, das dieser Threat ihm gewidmet ist. Weil er für mich bis heute jemand besonderer blieb. Ein Spiegelbild meiner selbst aus welchem ich viel lernen konnte.

Es heisst you'll meet everybody twice in a lifetime. Ihn traf ich niemals wieder.

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stoertebeker - 7. Jun, 12:07

Naja, Dein Leben ist ja noch nicht zu Ende und sooo alt klingste in Deinem Blog auch wieder nicht ... also: Geduld!

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