1
Mai
2006

Fabienne

Fabienne starb vor fünf Jahren. Sie nahm sich das Leben. Und sie hatte es mir angekündigt.

Jedes Jahr um diese Zeit werde ich schmerzhaft daran erinnert, was damals passierte und meine Welt wird ein wenig dunkler. Jedes Jahr erfüllt sich mein Herz erneut mit Trauer und das Warum erfüllt den Raum.

Fabienne war ein trauriger Mensch. Geplagt von Ängsten, Depressionen und dem Borderline Syndrom war es immer wieder ihr Ziel, dieser Welt zu entfliehen. Sie versuchte es bereits zweimal. Zweimal ging es schief. Wir machten viel zusammen. Wir waren Freundinnen. Eines Tages sagte sie mir, dass sie sich umbringen wolle, sie hätte genug. Genug von den Menschen, genug von diesem Leben. Was macht man da?
Ich versuchte ihr klar zu machen, dass das Leben etwas kostbares ist, etwas schönes, manchmal etwas turbulent, jedoch jeder einzelne Tag einmalig und lebenswert. Sie verstand es nicht.

"Ich werde mich vergiften. Sei bei mir wenn ich es tue. Ich habe Angst" ihre Worte sind so präsent als wäre es gestern gewesen. Doch ich lehnte ab. Ich konnte nicht dabei sein, wenn meine Freundin dem Tod die Hand geben würde um ihm zu folgen. Ich bin ein starker Mensch, doch das überschritt meine Grenze von Stärke und Loyalität.

Fabienne verfluchte mich. Sie wollte mich nicht mehr sehen. Sie beschimpfte mich als Freind. Wäre ich Freundin würde ich ihr helfen. Doch ich konnte und ich wollte nicht. Wir trennten uns im Streit. Zwei Tage später war sie tot.

Die Nachricht erreichte mich in der Agentur. Es traf mich wie ein Donnerschlag. An diesem Tag war der Himmel bewölkt. Als ich zum Himmel sah schien ein Sonnenstrahl zwischen den Wolken durch und ich empfand dies als ein kleines Zeichen. Jedoch war meine Welt verschoben. Ich geriet in einen Strudel und kam nicht zur Ruhe. Ich liess alles hinter mich. Menschen die nicht verstanden, wieso ich um sie trauerte, sie hatte es ja selbst so gewollt strich ich aus meinem Leben.

Es dauerte ein Jahr bis ich sie an ihrem Grab besuchen konnte. Und es war schrecklich. Ich hatte solche Angst davor. Ich schrieb ihr einen Brief und verbrannte ihn an ihrem Grab. Es waren Worte die ich ihr nicht mehr sagen konnte, es war ein Friedensangebot und ich denke sie nahm es an. Ich fand meinen inneren Frieden wieder und lernte Menschen die mir was bedeuten Dinge zu sagen, die ich sonst für mcih behielt. Aus Angst sie könnten aus dem Leben gerissen werden ohne dies oder jenes zu erfahren.

Bald ist es wieder soweit. Bald sind fünf Jahre vergangen. Mein Herz füllt sich mit Trauer. Jedes Jahr. Ich vermisse sie. Und werde dies immer tun.

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